15. September 2012

Monika Gruber

I bin a bayrisches Hau-Girl

Unter den roten Teppich kehren gilt nicht: Monika Gruber während eines... 

Geht doch, ZDF: Das Zweite zeigt nach dem Gottschalk-Nachfolger-Debakel jetzt auch mal Personal-Instinkt - und schenkt einer grandios austeilenden Bayerin eine eigene Show. Fünf Gründe, weshalb Monika Grubers Satire-Talk "Leute, Leute!" ein Lichtblick wird.

Das ZDF und neue Talente - ein trauriges Thema. Doch nach der katastrophalen Gottschalk-Nachfolgersuche, bei der so ziemlich jede Show-Größe Nein gesagt hat, so dass schließlich ausgerechnet Tranbeutel Markus Lanz als "Wetten, dass..?"-Moderator aus ihr hervorging, kann das Zweite am Dienstag mit einer wirklich erfrischenden Personalie auftrumpfen: Dann geht die Kabarettistin Monika Gruber mit ihrem satirischen Gesellschafts-Talk "Leute, Leute!" an den Start. SPIEGEL ONLINE hat die ZDF-Hoffnungsträgerin getroffen und fünf Gründe gefunden, weshalb ihre neue Show ein Volltreffer werden müsste:

1. Die Idee
Wie formuliert es Monika Gruber im Gespräch doch so vielversprechend selbst: "Was unter den roten Teppich gekehrt wird, holen wir wieder hervor." Ihre Show ist ein Frontalangriff auf Boulevardmedien - schon der Titel ist ein wortgewordenes Kopfschütteln und erinnert nicht von ungefähr an die "Wir-waren-mit-Costa-Cordalis-Schwimmen"-Starverehrungssendung "Leute heute" im ZDF. Da gibt es schon mal gleich einen Punkt für Selbstironie. In der ersten Sendung ist Oliver Kalkofe zu Gast. Mit ihm will Gruber all die Castingshows auseinandernehmen, die täglich noch mehr Promis produzieren, die keiner braucht. Fester Teil der Sendung ist Maren Kroymann, die als Societyexpertin "Idylle Leichenberg" (ja, das klingt wie Sibylle Weischenberg) die Fachfrau-Analyse einbringt.
Es gibt Stand-up-Einlagen, Interviews, Außenreporter an den roten Teppichsäumen dieser Welt und Ausschnitte aus Fernsehgrauen aller Art. Einmal im Monat also wird so eine dreiviertel Stunde lang der Boulevard gereinigt: von all der Selbstdarstellung und dem Schleim, der sonst gerne von Fernsehformaten über Prominente gegossen wird. 

2. Die Erfahrung
In ihrer Heimat Bayern ist Monika Gruber längst selbst ein Star. Begonnen hat alles mit ihrer Figur "Kellnerin Monique", seitdem war sie quasi überall dabei, wenn im Bayerischen Fernsehen kluger Humor gefragt war: In "Ottis Schlachthof" ist sie ebenso regelmäßig zu Gast wie bei "Grünwalds Freitagscomedy". Neben Bruno Jonas und Rick Kavanian gibt sie in "Die Klugscheisser" den Politikern Tipps zur Selbstverbesserung und Selbstvermarktung.
Im großen Fernsehen, also bei ARD und ZDF, hatte sie immer treffsichere Auftritte bei "Verstehen Sie Spaß? und "Wetten, dass..?". In den anderen ZDF-Satire-Formaten "Neues aus der Anstalt" und der "heute show" gibt sie schon die Expertin für Adel und Abseitiges. Seit 2004 ist sie mit Soloprogrammen in Süddeutschland unterwegs, derzeit mit ihrem vierten: "Wenn ned jetzt, wann dann!".
Dass sie auch schauspielern kann, zeigte Gruber gerade im Kinofilm "Eine ganz heiße Nummer" und bald in Franz Xaver Bogners großartiger Vorabendspolizeiserie "München 7" (ab dem 7. März, mittwochs, 18.30 Uhr, in der ARD). Darin spielt sie eine blonde Ur-Bayerin - und den Gegenentwurf zu Christine Neubauer, der sie in der Serie ordentlich eins auf den Kopf geben darf.

3. Das Bayerische
Auch geerdet ist Monika Gruber, 41. Aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Tittenkofen. Sie ist eine gestandene Frau, die sich nicht verkleiden, auf Mädchen machen oder die Humordomina geben muss. Sicher, ihre Ansagen sind gern derb, sie spricht schnell und scharf.
Aber es trifft nur die, die es auch verdient haben. Wenn sie nicht gerade von Charlène von Monaco, dem "Knochenmobile mit Burnout-Blick" spricht oder Berlusconi und den Po von Pippa in interessante Beziehung setzt, erzählt sie von ihrer Familie.
Das Bodenständige und das Bayerische gehört zu ihren Auftritten. Den Dialekt will sie fürs ZDF etwas zurücknehmen, ein bayerisches Hochdeutsch wird es werden - das aber immer noch schön gemütlich klingt. "Ober- und Niederbayern haben eine andere Sicht auf die Dinge, ein bisschen derb, aber sehr lebensbejahend und viril", sagt Monika Gruber und begründet damit, warum so viele Komödianten aus Bayern stammen, Michael Mittermeier und Dieter Hildebrandt, aber auch, wie sie selber sagt: Franz Josef Strauß und der Papst.

4. Die Gesellschaftskritik
Monika Gruber schreibt ihre Texte selbst und bei allem Witz scheint immer eine Haltung durch. Diätwerbung und Schönheitswahn, Pflegenotstand und Politikerfilz - darüber kann sie sich richtig aufregen. Aber auch die ewigen "Streichler" ("Da bist scho wund, bis was passiert"), die verweichlichten Männer also, die eben keine Vollstrecker mehr sind, kriegen was ab. Oder die Bauarbeiter, die lieber Bio-Limo trinken statt Bier und womöglich auch noch "Betonfachwirt" sind.
Manchmal kriegt sie dann zu spüren, wie wenig Spaß manche verstehen vor lauter political correctness. "Wenn man einen ganz harmlosen Gag macht, würde man nicht glauben, wie viele Leute da ihre Olympia-Schreibmaschine auspacken und einen Beschwerdebrief schreiben, weil du einen Witz über Erwachsenenwindeln gemacht hast", sagt sie.
Dabei ist sie mit Großeltern aufgewachsen, die Pflegefälle waren. "Ich hab selber Windeln gewechselt, ich darf einen solchen Gag machen." 

5. Das Vorbild
Händeringend suchen sie bei all den Satire- und Kabarettformaten nach Frauen, sagt Monika Gruber. Aber es gibt so wenige. Dabei sei die Unterstützung von den Kollegen toll. "Eine Frau überlegt halt vielleicht ein, zwei Mal zu viel, denkt: Die sind doch alle viel besser und ob die auf mich gewartet haben. Ein Mann stellt sich hin und sagt: Ach, das kann ich." Und Frauen sind doch noch mit anderen Erwartungen konfrontiert. Als sie vor fünf Jahren eine Pilotsendung für RTL aufgenommen hat, erzählt Monika Gruber, da kam der Produzent danach zu ihr in die Garderobe und sagte: "Frau Gruber, sie machen das ganz toll, aber sie sehen in der Kamera alt aus. Wir machen für RTL ja Unterschichtenfernsehen, da geht das nicht." Ob sie sich jetzt zwei Zöpfchen flechten und ein rosa Katzenshirt anziehen soll, hat Monika Gruber gefragt. Und ist lieber wieder heimgeflogen. Aber vorher hat der Produzent noch "frecherweise zu mir gesagt: Privat steh ich ja auf solche Frauen: Classy, intelligent und souverän".
Solche Typen können Monika Gruber mal, die kriegen ab jetzt immer dienstags im ZDF ihr Fett weg.

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